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Donnerstag, 9. November 2023

Pawpaw, Riesenernte und weitere Erkenntnisse

Pawpawblüte

Dieses Jahr war das Jahr der Pawpaws. Fast das gesamte Baumobst ist wieder einmal ausgefallen, Blütenfrost, Wetter, Schadorganismen. Aber meine Pawpaw-Bäumchen sind mittlerweile etwas grösser und schafften einen richtig guten Fruchtbehang. Die Blüten kommen spät und vertragen Frost relativ gut. Das Gesamtgewicht der Ernte lag bei 20kg. Und auch sonst entwickelte sich einiges weiter bei dieser Obstart, so dass die früheren Beiträge eine Erweiterung verdienen.

Fast im Vollertrag

Die meisten Pawpaw-Bäumchen sind nicht mehr so klein, der Grösste erreicht jetzt 3m Höhe. Er wächst stetig 20-35cm pro Jahr. Der Sommer war diesmal stressarm, alle angesetzten Früchte wurden auch gross. Die Äste bogen sich unter der Fruchtlast, aber nichts ist abgerissen. Pawpaw-Holz ist zwar brüchig, aber Zugbelastung hält es aus.

Guter Behang, fast reif

Das Fruchtgewicht der reifen Früchte reicht von winzigen 20g - Früchtchen bis 400g - Bollen, im Schnitt waren es 100-150g, wie ein Apfel. Innen im weichen gelben Fruchtfleisch befinden sich natürlich auch die Samen, der Anteil beträgt etwa 6-8 Gewichtsprozent. Mit dem Samen sollte man auch die wenig angenehmen Nabelreste entfernen, dunkle Knubbel im Anschluss an die Samen. Einfach mit einem Löffel herausheben.

Essreif


Verpflanzen?

Auf manche Erfahrung hätte ich gerne verzichtet. Mittlerweile sind neue Sorten auch in Deutschland lieferbar, es gibt nun auch eine spezialisierte Baumschule. Ihre Preise sind gesalzen, aber immerhin, die Vielfalt wächst. Ein klein wenig Züchtung findet statt - in den USA. Auch die Sorten des Züchters Neal Peterson und drei Sorten der Kentucky State University haben es nach Europa geschafft. Darunter sind sehr interessante Sorten, gerade für den Hausgarten. Da ich mit einer meiner Sorten unzufrieden war, habe ich sie vorsichtig ausgegraben, verpflanzt und eine Sorte der Peterson - Pawpaws gesetzt. Gekauft in einem Gartenmarkt, mittlerweile sind sie weder selten noch schwierig zu bekommen. Und dabei erlebt, was auch Andere schon sagten: Verpflanzen geht oft schief. Das verpflanzte Bäumchen trieb zwar noch aus, ging dann aber trotz Pflege ein. Pawpaw lieben keine Verpflanzung. Damit kappt man die wichtige Pfahlwurzel.

Sehr wichtig: Die Reifezeit

Nachdem die letzten Jahre angesetzte Früchte immer wieder abgeworfen wurden, weil die Bäume noch zu klein war um sie zu ernähren, zweimal Früchte unreif abgeworfen wurde weil sie im starken Trocken- und Hitzestress litten, gab es diesmal eine anders begründete Enttäuschung: Viele Früchte reiften heran, aber sie reiften nicht mehr aus. Und das in einem Jahr, das einen sehr warmen, langen Herbst erlebte. Andere Pawpaw-Besitzer der Region berichteten ähnliches.

Pawpawblüte in Kälte und Nässe

Was ist passiert? Die Antwort liegt in den Wetterdaten. Es bestätigten sich frühere Beobachtungen: Pawpaws reagieren empfindlich auf kalte Nächte im Frühjahr. Glücklicherweise nicht, indem sie Blüten oder Jungfrüchte abwerfen, sondern indem sie massiv einbremsen. Austrieb, Wachstum, Blühgeschehen laufen wie in Zeitlupe ab. So war es dieses Jahr. Tagsüber zwar oft warm (mit Rückschlägen), aber nachts bis Ende April Phasen mit 1°C und leichtem Bodenfrost, bis fast in die dritte Maiwoche ging es noch auf 3° herunter. Und so zog sich die Blüte schier endlos über vier Wochen hin und lief noch folgernder ab wie ohnehin schon in anderen Jahren. Die sehr lange Zeitlupen-Blühphase führte dann zwar zu einer guten Befruchtung, aber die Früchte hingen im Schnitt erst zwei Wochen später am Baum, was sie auch nicht mehr aufholten bis Oktober. Es fehlte dann "hintenraus".

Reife, von selbst gefallene Früchte

Und so lieferte die Prima 1216 statt in der ersten Oktoberwoche erst Mitte Oktober reife, bitterstofffreie Früchte und da die Reife auch wieder folgerte und wegen beginnender Herbstkälte kaum mehr vorankam, hing noch ein Drittel Anfang November unreif in den Bäumen. Prima 1216 gehört meinen Sortenvergleichs-Erfahrungen nach eigentlich zur mittleren Reifegruppe, ist sogar etwas früher als der Durchschnitt. Nach einer Woche Lagerung waren sie zwar noch gut essbar, aber erreichen nicht die Qualität ganz am Baum ausgereifter Früchte.

Weich, süss, aber unreif

Damit zeigt sich, dass selbst in unserer Weinbaugegend das Risiko zu gross ist, dass mittlere Sorten nicht ausreifen. Jahre wie dieses mit nachtkühlem Frühling sind trotz anschliessender Hitzesommer keine grosse Ausnahme. Unser Klima im maritim-kontinentalen Übergangsbereich der Mittelbreiten ist weit stärker schwankend wie das kontinental-subtropische Klima in ihrem Ursprungsgebiet. Frühe Sorten sind also wie schon vermutet essentiell, etwa Allegheny, Halvin, Kentucky Champion, Atwood, KSU-Benson, NC-1. Auch Sorten, die nur früh anfangen, dann aber sehr lange folgernd "dahintropfen" kommen noch in Frage, dafür ist Shenandoah bekannt. Die ersten Früchte reifen deutlich vor Prima 1216. Man kann damit alle Jahreswettertypen ausnutzen, hat in frühen Jahren ab Ende September bis Ende Oktober frische Früchte und in späten Jahren immerhin noch eine Teilernte. Vielleicht der beste Kompromiss.

Aroma, Qualität bei Pawpaws

Fast erntereif, Frucht wird oben gelblich

Das lässt sich sehr einfach auf einen entscheidenden Punkt reduzieren: stressfreies Wachstum, dann volle Ausreife. Aroma und Qualität drehen sich ausschliesslich um eine gute Reife. Gute gereifte Pawpaws aller Sorten sind aromastark, nicht bitter, gelb, weich, duften das Zimmer voll, haben keine Fremdaromen, etwa die Komponente "vergammelte Banane" bei halbreif geernteten, dann gelagerten Früchten. Pawpaws sind da wirklich tückisch, denn wie schon in einem früheren Beitrag erwähnt bringen auch notreife Früchte gelbe und weiche Früchte, behalten aber Bittertöne und unangenehme Aromen. Sie tarnen und täuschen, um dann zu enttäuschen. Das schreibt der Unkundige der ganzen Obstart zu und schätzt Pawpaws anschliessend insgesamt ungerecht schlecht ein. Die war doch reif! War sie nicht.

Reifekurven, wenn alles gutgeht in einem guten Jahr - mein subjektiver Eindruck

Sorten

Pawpaw-Sämlingsbaum im Herbstkleid

Neben mehreren Prima 1216, einem Sämling, einer Shenandoah, einer Prolific habe ich noch eine Overleese. Eine Allgheny werde ich noch kaufen, die Prolific entfernen, sie reift zu spät und setzt zu schlecht an, die Blüten werden nicht gut von der danebenstehenden Prima befruchtet. Nicht alle Sorten befruchten sich offenbar gleich gut. Die Unterschiede zwischen den Sorten sind überhaupt erstaunlich gross. Der Sämling wächst um einiges stärker und schöner wie alle Namenssorten. Seine Blätter sind viel kleiner und gesünder, besonders Prima 1216 bekommt im Herbst noch lange vor dem Blattfall Blattschäden, nekrotische Stellen. Der Sämling setzte um Jahre später Blüten an, die viel kleiner waren wie die der Sorten. Früchte hat er noch gar keine angesetzt. Ich lasse ihn stehen, er ist hübsch und kann als Befruchter fungieren. 

Verarbeitung

Pawpaw-Sorbet

Die Erntemassen animierten zum Ausprobieren weiterer Verwendungen. Zuerst sollte es Eis sein. Das war schwieriger wie gedacht. Das Rühren in der Eismaschine klappte nicht so gut wie bei anderen Sorten, eine Schicht am Rand fror im Gegensatz zu anderen Eissorten fest. Ein Sorbet mit Eiweiss und Zucker gelang dann gut. Das Eis hatte nettes Pawpaw-Aroma, die Konsistenz blieb etwas seltsam. Dick auf der Zunge, etwas zäh, nicht richtig schleimig, aber klebrig wirkend. 

Etwas Mus habe ich eingefroren, dazu die Früchte zerquetscht und durchpassiert. Die grossen Kerne sollte man vorher ganz herausnehmen, sonst blockiert die Passiermühle.

Was tun mit dem Segen?

Mit dem Pürree ein Quarkdessert zu aromatisieren schwächte das Aroma und auch da war die Konsistenz etwas seltsam, es wirkt zäh und liegt etwas klebrig im Mund. Die Frage stellt sich, ob es Gerichte gibt, in denen man sich diese spezielle Konsistenz zunutze machen kann, wo das erwünscht ist. 

Sehr gut war eine Pawpawmilch, zubereitet wie eine Bananenmilch. Fruchtfleisch mit Milch und Purierstab mixen. 

Sollten die Bäume so weitertragen, wird mir jedenfalls das Rohmaterial für Versuche nicht ausgehen. Festzustellen war auch, dass man schnell an die Mengengrenzen kommt. Die Früchte halten sich ja nicht. Viele habe ich dann verschenkt. Bevor man also mit Sortensammlungen anfängt, sollte man genug Leute kennen, die Pawpaws wollen oder sich Verkaufskanäle schaffen.

Obstteller mit selbstangebauten Früchten im Oktober, links Pawpaw





Eine Woche später: Überreif, wie Bananen.

Donnerstag, 17. September 2020

Bittere Pawpaw - Asimina Triloba am Limit

Dieses Jahr war wieder einmal ein Problemjahr für alle Pflanzen, die nicht bewässert werden konnten sowie hitzempfindlich sind. Anhaltende Hitze und Trockenheit verursachten Schäden, das ist nun fast schon die Regel geworden.
Sieht reif aus, ist aber bitter - Abwurf 13.9.2020

Auch bei Pawpaws zeigten sich Probleme. In ihrem Ursprungsgebiet im östlicheren Nordamerika haben sie mehr als 1000mm Niederschlag jährlich und wachsen gerne an Gewässern. Das können wir nicht bieten, wir liegen bei 600-800mm, die letzten Jahre oft noch weniger. Dieses Jahr hat sich zudem herausgestellt, dass nicht nur das Wasser, sondern vor allem Hitze mit direkter Sonne das Problem sind. 

Blattschäden durch Hitze

Denn ich habe an mehreren Stellen Pawpaws: Die im Hausgarten stehen vollsonnig, können aber mit Wasser versorgt werden. Was ich mit regelmässigen Wassergaben getan habe. Die auf einer Obstwiese stehen hell halbschattig, hinter einem lichten höheren Gehölz - dafür kein Extrawasser. Dort gab es jedoch keine Schäden, die Trockenheit haben sie ausgehalten. Die Sorten im Hausgarten bekamen dagegen nach der stärksten Hitzewoche massive Blattschäden und schlimmer noch, warfen einige Früchte vorzeitig ab. Dieser Vorfruchtfall war aber verführerisch weich, duftete aromatisch nach Pawpaw, innen bereits gelb und schmeckte so bitter und grausam, dass er richtig giftig wirkte. Einige Früchte blieben aber hängen, die hat der Baum nun auch abgeworfen, Mitte September. Die sind süss, weich, aromatisch - und haben auch einen unangenehmen Bitterton, der einem ganz hinten die Speiseröhre verengt, was ein beklemmendes Gefühl hervorruft. Mist!

Pawpawbäumchen in der Sommerhitze, Blattabwurf

Die Obstwiesenpawpaws (gleiche Sorten!) haben die Früchte so wie die Blätter behalten, sie sind noch fest und werden offenbar zur üblichen Reifezeit so weit sein. Die Bäume sind eindeutig weniger im Stress gewesen.

Im lichten Halbschatten reifen die Früchte zu Ende

Das wirft ein besonderes Licht auf die immer wieder auftauchenden Berichte von Unverträglichkeiten und/oder Bittergefühlen, von unangenehmem Geschmack der Pawapws, wenn sie schliesslich gross genug sind um zu tragen. Es kann gut sein, dass es sich um zu früh abgeworfene Früchte handelt, die wegen Stress schon vor der optimalen Reife auf dem Boden landen. Problem bei Pawpaws: Das sieht man nicht. Was da kam, wirkte sehr reif, war weich, gelb, duftend und hatte auch Aroma. Aber auch einen unangenehmen Hintergrund. Ähnlich wird es aussehen, wenn man pflückt und nachreifen lassen will oder wenn das Vegetationsjahr mal zu früh endet, auch wenn das die letzten 20 Jahre seltern wurde, Hitze bis in den Oktober dagegen häufiger. War das Frühjahr kühl, nutzt das allerdings auch nichts.

Pralle Mittags- und Nachmittagssonne sollte also beim Pflanzort besser vermieden werden. Kombiniert mit Wochen mit täglich über 35°C sterben zu viele Blätter und die Pflanzen geraten in Stress, der noch einen Monat später für frühen Fruchtfall sorgt. Und damit eben auch ungeniessbare Früchte. Das tut Pawpaws unrecht, denn wirklich ausgereift sind sie sehr ausgewogen, lecker und erzeugen keinen Bitterton.

Weitere Pawpawbeiträge:

Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

Dienstag, 7. Mai 2019

Indianerbanane Pawpaw Teil 4: Befruchtungsfragen

Pawpawblüten in drei Stadien
In den letzten drei Beiträgen zur Asiminia Triloba, der "Indianerbanane" Pawpaw ging es um viele Aspekte hinsichtlich ihres Anbaus im eigenen Nutzgarten. Einen bisher noch nicht ausführlich angesprochenen Punkt daraus möchte ich nun vertiefen: Die Befruchtung der Blüten, damit überhaupt Früchte entstehen können. Dazu werden oft Fragen gestellt, weil man weder Bienen noch Hummeln an den Blüten sieht und trotz grosser Blütenzahl die Pflanzen fast alle abgeblühten Blüten sang- und klanglos abwerfen, anstatt Früchte zu bilden. Stimmte etwas mit der Befruchtung nicht?

Aufbau der Blüte


Junge Blüte, Pollenstände noch geschlossen (gelb)
Narbe (grün) bereits klebrig, wartet auf Pollen
Alle Pawpawblüten haben einen männlichen Teil, der die Pollen liefert und einen weiblichen Teil, auf dem Pollen keimen können und aus dem sich dann der Fruchtcluster entwickelt. Der weibliche Teil kann bereits Pollen aufnehmen, während der männliche Teil noch keine Pollen liefert. So wird verhindert, dass die Pollen innerhalb der Blüte von den Pollenständen auf die Narbe stauben. Selbstbefruchtung ist bei der grossen Mehrheit aller Pflanzenarten unerwünscht, nur der Pflanzensex zwischen verschiedenen Sorten einer Art kann neue Genkombinationen bringen. Die Entwicklung einer sexuellen Fortpflanzung mit zwei Geschlechtern hat die Evolution bei Pflanze und Tier stark beschleunigt und die Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen enorm erhöht. Um Selbstbefruchtung zu verhindern, können deshalb häufig auch keine Pollen der eigenen Pflanze auf der Narbe keimen. Sie kann sich nicht selbst befruchten, es müssen genetische Unterschiede vorhanden sein. Auch die Pawpaw gilt als selbstunfruchtbar.

Befruchtung hat geklappt
Das ist aber nur teilweise richtig. Total selbstunfruchtbar sind sie nicht. Aber die Befruchtung zwischen den Blüten einer Pflanze gelingt schlecht, so dass nur wenige Früchte entstehen. Bei zwei Sorten klappt das aber deutlich besser, sie gelten deshalb als selbstfruchtbar: Die Sorten "Prima 1216" und "Sunflower". Es existiert also kein Schalter, der von selbstunfruchtbar auf selbstfruchtbar schaltet, sondern die Sorten sind mal weniger, mal mehr für Selbstbefruchtung geeignet. Auch Prima 1216 trägt besser, wenn eine blühende zweite Sorte vorhanden ist.

Optimalerweise muss man deshalb die Monokultur aus vielen Pflanzen einer Sorte vermeiden, sondern mehrere Pawpawsorten nebeneinander setzen, Sorten in der Pflanzung mischen.

Befruchtung misslungen
Fruchtknoten klein und weitgehend braun
Gelingt die Befruchtung, verdickt sich der Fruchtknoten und fängt zu wachsen an. Bei jungen Bäumen fallen sie dann in der Regel trotzdem bald ab. Erst ab einem Baumalter von einigen Jahren (sieben Jahre und mehr sind keine Seltenheit) sind die Bäume in der Lage, die Früchte zu ernähren und zur Reife zu bringen. Aber auch bei abfallenden Fruchtknoten kann man erkennen, ob die Befruchtung nicht geklappt hat oder ob der Baum noch zu jung war.

 

Wer befruchtet die Blüten? 



Blütenknospe am aufbrechen
Jetzt gerade Anfang Mai haben alle meine Bäume die Vollblüte beendet, in der sie zwei Wochen lang standen. Das ist relativ früh, eine Blüte ganz im Mai wäre auch normal gewesen. Eben hat sich entscheiden, ob es dieses Jahr mit der Befruchtung der Blüten geklappt hat. Den Pollentransport von Blüte zu Blüte übernehmen Insekten. Oft wird gesagt, die aus Nordamerika stammenden Pawpaws würden dort von Befruchterinsekten beflogen, die es in Europa gar nicht gibt und deshalb müssen man für eine anständige Ernte bei der Befruchtung mit dem Pinsel nachhelfen. Das ist falsch. Es gibt zwar unterschiedliche Insektenarten in Europa und Amerika, aber gerade unter den Pawapawbefruchtern existiert eine Vielzahl ähnlicher Arten mit ähnlichen Verhaltensweisen in
Blüten mit offenen Pollenständen (schwarz)
Blütenblätter fallen bereits ab, Fruchtknoten vergrössert
derselben ökologischen Nische, die auch in Europa als Befruchter taugen. Kurz gesagt, die Schmeissfliegen Europas sind gar nicht viel anders wie ihre amerikanischen Kumpels. Einige Arten sind sowieso weltweit verbreitet, zum Beispiel die Goldfliege (Lucilia sericata). Die Blüten der Pawpaws liefern keinen Nektar, aber die Blütenblätter sind dunkelrot wie gammelndes Fleisch und duften leicht nach Aas. Deshalb kommen keine nektarsuchenden Hummeln und Bienen, aber die Pawpaw lockt mit dem Duft Schmeissfliegen an, Fruchtfliegenarten, Käfer, Pollenräuber. Diese Locktaktik nutzen auch andere Pflanzen, während Bienenpflanzen auf Nektarproduktion setzen, um nektarsuchende Bestäuber für ihre sexuellen Dienstleistungen einzuspannen.

Problem: In einem aufgeräumten Garten wimmelt es nicht gerade von Aasfliegen. Das ist die Stunde des Pinselbefruchters. Mit einem Wasserfarbenpinsel geht man zu den Blüten mit offenen Pollenständen, holt sich Blütenstaub von Blüten eines Baum und streicht ihn auf die Narben in den Blüten des anderen Baums. Allerdings ist das mühsam. Es geht nur bei Blüten, die in Reichweite sind und man läuft Gefahr, die nicht sehr fest hängenden kleinen Blüten abzureissen.

Den Fliegen den Job schmackhaft machen


Goldfliege, Lucilia sericata im Hühnergehege
Schmeissfliege, aussen auf Pawpawblüte sitzend.
Die Fliegen werden vom Duft angezogen.
Lassen wir besser die Fliegen die Arbeit machen. Dazu kann man nachhelfen. Letztes Jahr habe ich es mit frischem Pferdemist versucht, den ich zur Düngung auf die Baumscheiben legte. Aber Pferdemist lockt wenig Aasfliegen an, er ist attraktiv für andere Insekten, vor allem Käfer, aber keine Kot- und Aasfliegen. Eine andere Mistart schafft das jedoch sehr gut und die Lieferantentiere haben wir sogar im Garten, leider am anderen Ende und mit ihnen die zugehörigen Schmeissfliegen: Hühnermist. Die Insekten darauf sind keine Freude. Fliegen wie die blaue Schmeissfliege oder Goldfliegen sind zwar oft schön anzusehen, aber es ist sehr bäh, wenn sie direkt vom Hühnermist auf die Terrasse fliegen und sich dort auf den Kuchen setzen. Nutzen wir die lästigen Fliegenviecher besser für die Pawpaw. Und so habe ich eine Ladung Hühnermist mit Einstreu neben die Bäume geworfen. Siehe da: Es klappte tatsächlich und ich konnte es sogar fotografisch dokumentieren. Immer wieder sitzen verschiedene Fliegenarten auch auf die Blüten. Wenn man das beobachtet, versteht man auch wie die Befruchtung damit funktioniert. Die Fliege setzt sich auf die fleischigen, roten Blütenblätter, dort wo sie am meisten nach Aas duften, mal aussen, mal innen. Innen streift ihr borstiger Rücken an dem dicken Knubbel in der Blüte, auf dem die Pollenstände sitzen. Die Fliege bekommt Pollen "ins Fell". Fliegt sie zu einer weiteren Blüte, muss sie dort an der Narbe vorbei und es werden immer wieder Pollen von der vorigen Blüte darauf gelangen. Befruchtung geklappt!

Schmeissfliegen in Pawpawblüten in verschiedenen Blühstadien

Mit diesem Hühnermist ist es mir tatsächlich gelungen, eine Rekordanzahl von befruchteten Blüten zu bekommen. Grund genug, das auch künftig zu probieren. Später sind zwar trotzdem noch viele in befruchtetem Zustand abgefallen, aber das lag an den zu jungen Bäumen, die erst wenige Jahre alt sind. Übriggeblieben sind aber diesmal noch genug. Hoffen wir auf passendes Sommerwetter ohne Sturm, Hagel und Trockenkatastrophen, damit im Herbst eine fette Pawpaw-Ernte zu holen ist.

Befruchtete Pawpawblüte (Sorte Prolific), Blütenblätter beginnen abzufallen, Reste der Pollenstände noch vorhanden


Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Indianerbanane Pawpaw, Teil 3: Früchte und Fruchtqualität


Die erste Frage, die die meisten Leute stellen wenn sie von der Indianerbanane hören lautet "Wie schmeckt die denn?"

Aroma


Reife Früchte, schwarze Punkte bilden sich
Ja, wie schmeckt sie? Anders. Ihr Aroma ist weit entfernt von Aromen aller Früchte, die in Mitteleuropa wachsen. Man liest häufig von einer Mischung aus Banane, Vanille, Mango. Diese Mischung aus tropisch wirkenden Aromen stimmt und trifft es gut, aber keines der Teilaromen ist stark. Die Frucht erzeugt keinen wirklichen Überraschungseffekt für den, der schon mal andere tropische Früchte gegessen hat und das dürfte in Europa jeder sein. Die Aromatik ist deutlich, aber nicht stark und eindeutig wie zum Beispiel bei einer Mango. Säure ist kaum schmeckbar, aber eine deutliche zuckerige Süsse. Die Aromaunterschiede zwischen den Sorten sind nicht sehr gross, man muss sie schon parallel verkosten um Unterschiede festzustellen. Eine viel grössere Rolle für das Aroma in Deutschland spielt die optimale Ausreife, die in kühleren Gegenden zum Problem wird. Man fällt leicht auf Pseudounterschiede herein, beurteilt eine Sorte schlechter, obwohl sie nach zwei Tagen mehr Reife besseres Aroma bekommen wäre.
Notreife und unreife Früchte sind oft bitter, kratzig, die guten Aromen entwickeln sind erst bei Vollreife. Wie schon öfter erwähnt gibt es kaum Nachreifevorgänge, erst wenn die Frucht bereits weich ist kommen auch nach der Pflücken noch etwas Aroma dazu. Wer bittere Töne schmeckt, hat oft eine Frucht gegessen, die nicht ganz reif wurde, weil das Wetter nicht mehr mitmachte.

Fruchtfleisch, Konsistenz


Pawpawfrucht halbiert
Das Fruchtfleisch ist ebenso ungewöhnlich und trägt viel zur Aromawirkung bei, weil es cremig weich ist und sich deshalb ohne viel kauen gut im Mund verteilt. Es liegt in der Konsistenz etwa zwischen reifer Banane und Avocado. Saftig ist die Frucht nicht, klebrig und schmierig auch nicht, höchstens bei Überreife. Manche Sorten sind zur Schale hin ganz leicht faserig, das stört aber zu keinem Zeitpunkt. Die Farbe entspricht reif einem grünlichem Gelb, bei Überreife wird es noch etwas kräftiger.
Gegessen wird die Frucht, indem sie längs halbiert, die Hälften durch eine Scherbewegung voneinander getrennt werden, die Kerne herausgelöst und dann ausgelöffelt.

Insgesamt sind die Früchte im Schnitt gut 100g schwer und apfelgross, etwas kleiner wie Mangos. Kleine Früchte enthalten oft Kerne, die nicht ausgebildet sind. Grosse Früchte können bis zu 500g schwer werden und darüber. Die Fruchtgrösse variiert viel stärker als bei Kernobst.

Duft


Erstaunlich selten taucht der Duft in den Beschreibungen auf, aber wer Pawpaws hat, ist davon fasziniert. Der Duft ist ausgesprochen stark, mehrere reife Früchte können das ganze Zimmer intensiv durchduften. Vorsicht, im Kühlschrank aufbewahrt schmecken auch die darin gelagerten Milchprodukte bald danach. Nicht jeder findet die Wirkung auf die Nase uneingeschränkt angenehm. Der Geruch ist zwar fruchtig, tropisch, süsslich, hat aber auch eine tierische, käsige Komponente und kann auf Dauer penetrant werden, es kann sogar an eine Durian erinnern, wahrscheinlich sind auch Dithiohalbacetale enthalten. Das hört sich schlimmer an als es ist, denn die angenehmen Noten überwiegen für die meisten Menschen, überraschend ist er allemal. Manche Leute kommen aber überhaupt nicht damit klar und empfinden ihn als übelkeitserregenden Aasgeruch.

Nicht nur die reifen Früchte duften. Schon die Blüten beginnen damit, schwach zwar aber vorhanden und auch in dieser Geschmacksnote. Das Blattwerk kann in heisser Sonne danach riechen. Zerriebene Blätter duften. Die Früchte beginnen etwa eine Woche vor Fruchtfall zu duften. Ein Baum mit reifen Früchten ist bei Windstille schon aus einiger Entfernung auszumachen.

Kerne


Pawpawkerne, Grösse und Form unterschiedlich
Normal entwickelte Früchte enthalten mehrere grosse, harte, dunkle Kerne, die zwischen 3 und 10% der Fruchtmasse ausmachen. Sie erinnern optisch an Litschikerne. Sehr kleine Früchte enthalten meist nur Kernrudimente. Die Kerne lassen sich leicht aus dem weichen Fruchtfleisch lösen. Viel mehr als im Freien einpflanzen und auf Keimung hoffen kann man damit aber nicht anfangen.

Schale


Die Schale ist grün, dünn und weich. Löffelt man die Frucht aus, zerreisst die Schale leicht. Während die Frucht wächst, bleibt sie grasgrün, etwa eine Woche vor Reife beginnt die Farbe, ins Grüngelb umzuschlagen. Wird die Schale irgendwann im Verlauf des Wachstums berührt, etwa durch Zweige oder Blätter, bekommt sie leicht schwarze Flecken. Die Frucht verdirbt aber nicht. Zur Reife hin erscheinen auf besonnter Seite viele gesprenkelte schwarze Punkte, etwa wie bei einer reifenden Banane. Schale und Kerne sollen nicht gegessen werden. Fallen Früchte auf den Boden, platzt die Schale nicht auf, aber es entstehen Druckstellen, gefolgt von schnellem Verderb.

Optimaler Reifezeitpunkt


Fruchtcluster mit vier Früchten 17. September
2 Wochen bis zur Vollreife

Der dauert nur kurz an. Die Frucht muss sich von selbst vom Baum lösen, erntet man sie vorher reift sie nicht mehr aus und das Aroma leidet. Da sich die Früchte beim herunterfallen beschädigen können, wird eine weiche Unterlage oder ein Gemüsenetz empfohlen, wie es für die Verpackung von Zitrusfrüchten verwendet wird. Damit netzt man einen Fruchtcluster ein, die reifen Früchte fallen ins Netz, anstatt auf den Boden zu knallen.

Die Lagerfähigkeit ist begrenzt. Unbeschädigte Früchte halten auch gekühlt bei 2° höchstens eine Woche. Dann gammeln sie und schmecken auch so. Wer also zu viele Früchte hat, sollte Übermengen ohne zögern verschenken oder verarbeiten. Das Fruchtmus lässt sich gut einfrieren. Lagerung, auch bei 0°C bringt bei Pawpaws nichts, es sind keine haltbaren und keine klimakterischen Früchte.

Aktuelle Ergänzung: Im knochentrockenen Hitzejahr 2018 gab es wieder einmal vorzeitigen Fruchtfall Mitte September. Die Bäume standen unter starkem Stress, die Früchte fielen einige Wochen vor der eigentlichen Reife ab. Sie waren weich und innen gelb, schmeckten aber bitter. Wer in solchen Jahren nicht beschatten, kräftig und regelmässig bewässern kann, verliert die Ernte bzw. wundert sich, warum die Früchte so mies schmecken. Das wiederholte sich 2020 und auch 2022.

Verwendung


Das Aroma der Frucht wird beim Erhitzen sehr geschwächt. Aromatisch ist nur der Rohgenuss. Konservieren ist möglich durch einfrieren des Fruchtfleischs. Saft lässt sich aufgrund der avocado- und bananenähnlichen Konsistenz schlecht pressen. Schade, dann liesse sich auch der Zuckergehalt leichter per Refraktometer feststellen. Fruchteis herstellen geht gut, ist aber auch aromaschwächer wie erwartet. Eine Säurezugabe ist wichtig.

Eine Menge Ideen habe ich aber noch nicht ausprobiert, weil bisher noch keine Übermengen vorhanden waren. Wir haben die Ernte immer frisch vertilgt. Alle Kinder lieben die Früchte, es sind immer zu wenig davon da. Wenn ich mal die Mengen habe, um Dinge wie kaltgerührte Marmelade auszuprobieren werde ich darüber berichten.


Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

Sonntag, 8. Oktober 2017

Indianerbanane Pawpaw, Teil 2: Anbau

In Teil 1 des Beitrags über Pawpaws ging es darum, diese ziemlich einzigartige Obstart vorzustellen. Nun in Teil 2 wird es um den Anbau in Mitteleuropa gehen. Teil 3 dreht sich um die Früchte, Teil 4 geht Befruchtungsproblemen und ihrer Lösung nach. Der erste Schritt zur eigenen Pawpaw besteht darin, sich Pflanzware zu besorgen und einen Platz für die Pflanzung zu suchen.

Woher nehmen?


Pawpaw Büten, Ende April bis Ende Mai
Meine Erstpflanzen waren 40cm hohe veredelte Pflänzchen und stammen aus einer Baumschule, die sie eine Zeitlang aus Italien importiert hat. Man muss also nicht unbedingt Internetrecherchen anstellen und Versender bemühen, sondern kann sie unter Umständen mittlerweile auch in Baumschulen oder Gartenmärkten bekommen. Der Riesenvorteil ist, dass man sich Pflanzen ansehen kann. Verwachsene, zu lange im Topf gestandene Pflänzchen kann man so vermeiden.

Die Versender im Internet mit der besten Suchmaschinenplazierung sind vor allem eines: Sehr, sehr teuer. Fast alle sind nur Wiederverkäufer, angezogen und veredelt wird meistens in Osteuropa oder Italien. In Österreich und Deutschland gezogene Pflanzen sind die Ausnahme. Auch grössere Pflanzen sind zu noch heftigeren Preisen oft zu haben. Davon ist abzuraten, Pawpaws haben eine Pfahlwurzel und je grösser sie sind, desto weniger vertragen sie aus- und verpflanzen. Immerhin gibt es auch zunehmend Verkäufer, die neuere oder seltenere Sorten haben, interessant sind darunter vor allem frühreifende Sorten. Dazu später mehr.

Wer Samen und sehr viel Zeit hat (Vorsicht, nie trocken aufbewahren, verlieren innerhalb weniger Tage sofort ihre Keimfähigkeit, nur in Plastiktüte mit Moos drin im Kühlschrank lagern), kann sie aussäen, Saattiefe 3cm im Herbst, Halbschatten. Keimlinge sieht man meist erst im darauffolgenden Juli. Bald an den vorgesehenen Ort verpflanzen. Diese Pflanzen bringen fast so gute Fruchtqualitäten wie die Sorten, aus denen sie entstanden sind. Zumindest aber bringen sie taugliche Unterlagen, wenn man mit Edelreisern selbst Sorten veredeln will.

Andere Methoden wie z.B. Abmoosen, Wurzelschösslinge sind nicht erfolgreich.

Welche Sorte?


Befruchtete Blüte, Fruchtcluster bildet sich im Mai/Juni
Empfohlen und leicht zu bekommen werden die selbstfruchtbaren Sorten "Prima 1216" und "Sunflower". Beide Sorten sind gut, werden in den meisten Jahren Anfang Oktober reif (bei mir auch), in anderen Jahren und kühlen Gegenden wird die Reife nicht immer erreicht. Andere Sorten sind nicht oder nur sehr schwach selbstfruchtbar. Man benötigt dann mindestens zwei unterschiedliche Sortenbäume direkt nebeneinander. Die Bestäubung bewerkstelligen Käfer und Fliegen, man kann also nicht wie bei bienenbestäubten Pflanzen grosse Abstände zwischen den Bäumen lassen.

Zu den Reifezeiten der Sorten gibt es sich völlig widersprechende Angaben, da sollte man sich nicht kirre machen lassen. Einige Verkäufer übernehmen die Angaben ihrer italienischen Lieferanten, was für deutsche Verhältnisse ganz einfach nicht stimmt. Fakt ist: Alle älteren Sorten reifen zu ähnlichen Zeiten, frühestens Mitte/Ende September im Rheintal und Pfalz, Mitte Oktober in kühlem Klima mit kurzer Vegetationszeit. Das bestätigen auch die ersten Versuchspflanzungen mit einigen Sorten in Veitshöchheim und der Pfalz. Es soll zwar noch frühreifendere neue Sorten geben, ich kenne aber niemand der das tatsächlich in der Praxis bestätigen kann. Eine Bekanntere davon ist NC-10. Bei Indianerbananen wird viel abgeschrieben, es gibt zu wenig tatsächliche eigene Erfahrungen. Solange es wirklich keine verlässliche Angaben zum Reifezeitpunkt gibt, bleibt es sinnlos sich eine "früh reifende" Sorte auszusuchen.

Im Bezug auf den Wuchs unterscheiden sich die Sorten ebenfalls kaum. Prima 1216 soll etwas schwächer wachsen, aber bei mir ist das nicht so. Mir ist nur aufgefallen, dass ihre Blüten etwas kleiner wirken, der Fruchtansatz und -Grösse wirken dagegen normal.

Unterschiede gibt es bei der durchschnittlichen Fruchtgrösse, dem prozentualen Anteil der Kerne an den Früchten. Ältere Sorten und Wildlinge liegen bei 8% Kernanteil, einige neuere Sorten behaupten, bei 3% zu liegen. Der Geschmack ist nur zu unterscheiden, wenn man Früchte parallel verkosten kann, das Aroma liegt nahe beieinander. Optimale Reife hat mehr Einfluss darauf.

Mein Rat ist, sich nicht zu viel auf blumige Beschreibungen der Sorten zu verlassen und auch nicht auf angeblich ganz neue, noch interessantere Sorten. Bei allen neueren Obstarten entsteht der Effekt, dass "Sortensäue" durchs Dorf getrieben werden, die nach wenigen Jahren Keinen mehr interessieren, weil sie sich als nichts besonderes entpuppen. Ganz neu importiert, ganz neu vermarktet, schnell vergessen. Speziell bei Pawpaws waren die Sorten, die ich bisher kennengelernt habe so wenig zu unterschieden, dass schon sehr viel passieren muss, bevor neue Sorten auch einen Mehrwert bringen. Am interessantesten wäre die bereits erwähnte frühere Reifezeit, um bei der Ausreife in Deutschland auf der sicheren Seite zu bleiben und ggf. die Saison zu verlängern.

Wohin pflanzen?


Blütenknospe, Blattknospe Anfang März
Besser nicht im kleinen Nutzgarten. Sie wächst mit 10-25cm Zuwachs pro Jahr zwar nicht schnell, wird aber auch in Deutschland höher wie die gerne behaupteten 3 Meter. 6m bei 4m Kronendurchmesser ist realistischer, wenn auch erst nach vielen Jahren. Wenn man sie nicht schneiden will (was aber kein Problem derstellt, sie verträgt das gut) um sie zu begrenzen, ist es eigentlich eine Obstwiesenpflanze. In ihrem Ursprungsgebiet wächst sie gerne auf tiefgründigem Schwemmland an Wasserläufen. Junge Pflanzen wollen Halbschatten, frisch aufgegangene Sämlinge gehen in praller Sonne ein. Optimal ist: Tiefgründiger Boden, feucht, halbschattig solange die Indianerbanane klein ist, ph-Wert unter 7. Allerdings ist sie anpassungfähig. Bei mir wächst sie auf flachgründigem, trockenen und schweren Boden mit ph 7,2, noch dazu ist das Klima von langen Trockenphasen geprägt und ausgesprochen Sommerheiss. Das Wachstum ist langsamer, aber stetig und die Bäumchen fruchten. Ich halte die Baumscheibe frei, giesse bei Trockenheit kräftig. Einzig Sonnenbrand an einigen Blättern in kann ich nicht verhindern.

Düngen solltem man sie wie andere Obstgehölze auch, je nach Bodenzustand. Guten Einfluss hatte bei mir mulchen der Baumscheibe, auch eine Pferdemistauflage hat das Wachstum bescheunigt.

Probleme: Schnecken, "verhockt", Trockenheit


Schneckenfrass im Sommer an Pawpawblättern
Auf der extensiven Wiese und sogar am Rande des gepflegten Nutzgartens habe ich grösste Probleme mit Schnecken. Die gefrässigen Gastropoden schleimen den Stamm hinauf, fressen die Blätter ab, fressen Früchte an, vor allem zur Reife. Blätter werden nicht nur abgefressen, solange sie jung sind, das passiert auch noch im Herbst vor dem Blattfall. Indianerbananen üben eine hohe Anziehungskraft auf Schnecken aus. Schneckenbekämpfung ist also mindestens bei Jungpflanzen ein wichtiger Punkt.
Andere Schädlinge sind bisher noch nicht aufgetaucht. Es gibt eine Motte, die die Blüten frisst, die aber gottseidank noch nicht in Europa angekommen ist.

Lochfrass im Herbst durch Kleinschnecken
Manche Pflanzen verhocken aus unbekannten oder bekannten Gründen. Das äussert sich in einer dauerhaften Wachstumsdepression. Sie wachsen einfach nicht richtig. Ein bekannter Grund ist Umpflanzung,  manchmal vertragen sie das einfach schlecht, auch wenn die Wurzel nicht sichtbar beschädigt ist. Wenn nach drei Jahren das Wachstum immer noch bei <10cm Zuwachs liegt, stimmt etwas nicht. Viel machen kann man nicht. Nicht ewig warten, sondern roden und eine neue Pflanze setzen. Starker Rückschnitt wie bei anderen Obstgehölzen, um das Wachstum anzuregen funktioniert nicht.

In kontinentalerem und sommertrockenen Klima sollte man zudem Wasser liefern können. Jungpflanzen sind dabei wieder besonders bedürftig. In ihrem Ursprungsgebiet haben sie über 1000mm Niederschlag und feuchten Boden.

Wenig Probleme


Auch die Früchte werden von Schnecken angefressen
...machen Frost, Wind, Pilzkrankheiten, Verletzungen am Stamm oder Geäst. Die Pflanze ist in Deutschland absolut frosthart, Frost zur Blütezeit schadet zwar, aber es kommt selten zum Totalausfall, auch deshalb weil die Büte spät und stark folgernd über zwei oder sogar drei Wochen erscheint. So hatten wir 2017 einen Totalausfall bei fast allen Obstsorten durch tiefe Nachtfröste Ende April, aber einige Pawpaws fruchteten trotzdem. Eine jüngere Pflanze ist einmal von einem schweren Gitter umgeknickt worden, das ein Sturm umgeblasen hat. Sie hat sich nach unten bis zum Boden gebogen, ich habe sie wieder aufgerichtet, sie wuchs ungerührt weiter und legte sogar noch stärker als je zuvor zu. Windlagen machen ihr ebenfalls nichts aus. Die Früchte hängen bis zur Reife fest.

Dicke Rinde, biegsames Holz
Jüngere Äste scheinen anfällig für Schildläuse zu sein. Inwieweit das Schäden verursacht, ist aber noch nicht klar. Man kann die Schilde aber leicht auf der glatten Rinde entdecken und dann abstreifen. Bei mir sind es gemeine Napfschildläuse (Parthenolecanium corni).

Napfschildlaus an Pawpawästchen


Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Indianerbanane Pawpaw, Teil 1: Der ewige Star von morgen

Sorte "Prolific" im Sommer
Manche Obst- und Gemüsearten stehen immer ganz kurz vor dem Durchbruch. Man versteht nicht, wieso sie eigentlich nicht schon längst sehr populär geworden sind. Manche Andere schaffen den Durchbruch dagegen rasend schnell. Zucchini wurden etwa vor ein paar Jahrzehnten innerhalb weniger Jahre sehr populär, Kürbisse ebenso. Beim Obst schafften es zum Beispiel amerikanische Blaubeeren. Plötzlich gibt es sie in jedem Supermarkt, heimische Plantagen entstehen, der Markt vergrössert sich.

Wer es nicht geschafft hat


Pawpaw Blattwerk Frühherbst Sorte "Prima 1216"
Den Durchbruch nicht geschafft haben z.B. Obstsorten wie die Duftjohannisbeere (ribes odoratum) mit ihren gut schmeckenden Selektionen, Goji Beeren trotz aller Gesundheitswerbung, Minikiwis haben einen Teildurchbruch in Zeitlupentempo erlebt, Maibeeren trotz interessanter Züchtungen Keinen. Beim Gemüse harren Arten wie z.B. die schon seit Jahrhunderten in Europa bekannte Topinambur ihres Durchbruchs.

Pawpaws (botanischer Name Asimina Triloba) könnten sicher als Musterkandidaten für einen "kurz vor dem Durchbruch" Dauerzustand stehen. Es sind mässig grosse Bäume aus dem Osten der USA bis nach Kanada, dort immer schon genutzt aber selten in Plantagen angebaut. Botanisch gehört sie zu den Annonengewächsen, zu denen auch Cherimoyas, Netzannonen, Stachelannonen, Ilamas, Zimtäpfel oder Ylang-Ylang gehören und weitere tropische Obstsorten. Die Eigenschaften klingen geradezu traumhaft: Absolut frostfest, schöne Belaubung mit grossen Blättern und kräftiger Herbstfärbung in Gelb, keine Krankheiten, Früchte mit einem einzigartigen Aroma aus Mango, Banane, Vanille, Avocado. Einzigartig nicht in der ganzen Welt, aber einzigartig in nördlichen Breiten, wo sie tatsächlich das einzige Obst sind, das es schafft, tropische Aromen zu produzieren. Auch in Deutschland. Klasse, oder?

Versagt. Aber warum?


Pawpaw Herbstfärbung
Man kann die Früchte trotzdem nirgends kaufen und als Gartenpflanze sind sie selten bis unbekannt. Warum das so ist? Nun kommen wir zu den dunklen Seiten dieser Obstart. Hauptgrund für das fehlende kommerzielle Interesse ist die schlechte Transportfähigkeit der Früchte (zu weich) und die kurze Haltbarkeit, schlechter noch wie frische Erdbeeren, die folgernde Reife. Da es ein nicht-klimakterisches Obst ist, reifen sie auch fast nicht nach, man kann sie nicht hartreif ernten und dann im Laden nachreifen lassen und auch nicht gekühlt einlagern. Man kann schon, aber das Aroma leidet sehr darunter und macht sie uninteressant.

Reife Früchte eines Clusters mit knapp 400g
Die Pflanzen sind teuer, lassen sich nicht immer gut verpflanzen. Bis auf zwei Sorten (die mittelspäte "Prima" und die späte "Sunflower") ist sie nicht selbstfruchtbar. Sie wachsen langsam. Sorten mit früher Reifezeit gibt es, sind aber kaum zu bekommen, die meisten verkauften Sorten werden in nördlichen Gegenden Deutschlands spät, manchmal zu spät reif und sind dann aromaschwach. Über Reifezeiten und Ausreifung gibt es unterschiedliche Angaben. Meine Sorten unterschieden sich kaum darin.

Wie man schnell erkennt, sind einige der Nachteile im Hausgarten keine. Vom Baum frisch auf den Tisch? Kein Problem. Folgernde Reife? Super. Hoher Pflanzenpreis? Kann man verschmerzen, wenn man dafür den Gegenwert eines einzigartigen Geschmackserlebnisses bekommt. Und natürlich, man kann es sich denken, musste ich es auch ausprobieren und habe mir einige Sorten besorgt, konnte auch schon Früchte ernten und essen. In Teil 2 wird es um die Pflanzen und den Anbau gehen, in Teil 3 um die Früchte und ihre Verwendung, in Teil 4 dreht sich alles um Befruchtungsfragen.

Teil 1: Indianerbanane Pawpaw, der ewige Star von morgen
Teil 2: Indianerbanane Pawpaw: Anbau
Teil 3: Indianerbanane Pawpaw: Früchte und Fruchtqualität
Teil 4: Indianerbanane Pawpaw: Befruchtungsfragen

Weitere Bilder:
Frisch geöffnete Blüte, Pollenstände noch nicht offen - der gelbgrüne Knubbel in der Mitte ist die Narbe

Pollenkappen sind abgesprengt, Pollenstände sind zu sehen. Falls die Befruchtung gelingt, werden aus den grünen Hörnchen Früchte

Büten - durchaus auch dekorativ

Ab etwa vier Jahren wird der Blütenansatz sehr reichlich



Blüten in unterschiedlichen Stadien